Eine chronologische Auflistung der Brandanschläge zwischen September 2018 und Juli 2019 auf linke Wohn- und Kulturprojekte in Frankfurt, Hanau und Schwalbach/Ts.
14. September 2018, Schwalbach / Ts.
Ein Feuer, das auf dem Grundstück des MHS-Projekts »Knotenpunkt« gelegt wird, greift auf die Scheune und das Wohnhaus über. Die Wohnräume im oberen Stock brennen völlig aus. Eine Person, die sich im Haus aufhält, bemerkt das Feuer rechtzeitig und flüchtet ins Freie. Der Sachschaden beträgt über 200.000 €. Mehrere Ortsfeuerwehren verhindern in einem mehrstündigen Großeinsatz das Überspringen der Flammen auf benachbarte Fachwerkhäuser im historischen Ortskern von Schwalbach.
13. November 2018, Frankfurt-Rödelheim
Im besetzten Haus »In der AU« wird ein Brand an der Rückwand eines Schuppens entdeckt und gelöscht, bevor er übergreifen kann. 45 Minuten später brennt beim MHS-Projekt »Assenland« ein Sichtschutzzaun. Da es zuvor geregnet hat und der Zaun feucht ist, richtet das Feuer nur geringen Schaden an und geht von alleine aus.
15. November 2018, Frankfurt-Rödelheim
Gegen 23 Uhr wird eine Hütte im Vorgarten der »AU« angezündet. Der Brand wird sofort entdeckt und gelöscht. Am Tag danach werden Brandspuren am Reifen eines in der Seitenstraße der »AU« stehenden Fahrzeuges entdeckt, welches von den Täter*innen offensichtlich der »AU« zugeordnet wurde.
3. Dezember 2018, Hanau
Ein als Gartenlaube genutzter Bauwagen auf dem Gelände des Wohnprojektes »Schwarze 79« wird in Brand gesetzt und schwer beschädigt. Das Feuer wird entdeckt und durch die Feuerwehr gelöscht, bevor es auf das angrenzende Haus übergreifen kann. Auch die »Schwarze 79« gehört dem MHS-Projektverbund an.
9. und 10. Dezember 2018, Frankfurt-Bockenheim
An zwei aufeinander folgenden Abenden werden Brände am »Café ExZess« gelegt, die jeweils von den anwesenden Besucher*innen gelöscht werden können.
12. Dezember 2018, Frankfurt-Nordend
Beim feministischen Wohnprojekt »Lila Luftschloss« gerät Isoliermaterial und Kunststoff in Brand. 20 Personen, die sich im Haus befinden, werden von der Feuerwehr evakuiert. Auch hier bestätigt sich Brandstiftung als Ursache.
21. Dezember 2018, Hanau
In den Räumen des autonomen Kulturzentrums »Metzgerstraße« wird während des laufenden Kneipenbetriebs ein Feuer gelegt. Es wird schnell entdeckt und kann gelöscht werden. Der Täter Joachim S. flüchtet und wird von Besucher*innen der »Metzgerstraße« verfolgt, gestellt und anschließend der Polizei übergeben. Am nächsten Tag wird S. bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei schließt einen Zusammenhang zu den anderen Taten zu diesem Zeitpunkt aus – wie sie zu dieser Erkenntnis gelangen, bleibt ihr Geheimnis.
Am 7. Januar 2019 veröffentlicht das Mietshäuser Syndikat eine Pressemitteilung, in der der Zusammenschluss von bundesweit über 140 Wohnprojekten stichhaltig belegt, dass Joachim S. es schon seit mindestens 2015 auf linke Wohnprojekte abgesehen hatte. Unter anderem hatte er wiederholt unterschiedliche Projekte – auch über das Rhein-Main-Gebiet hinaus – wegen kleinerer Fehler in öffentlich einsehbaren Bilanzen bei Finanzbehörden gemeldet.
21. Mai 2019, Frankfurt-Ostend
Gegen 21.30 Uhr wird mit Hilfe eines Brandbeschleunigers Feuer an einer Terrassentür eines Wohnprojekts des »Lila Luftschloss« gelegt. Nachbar*innen rufen die Feuerwehr, die den Brand löschen kann.
26. Juli 2019, Frankfurt-Nordend
Gegen 22.00 Uhr sehen Passant*innen einen Mann den Hinterhof des feministischen Wohnprojekts »Lila Luftschloss« im Nordend verlassen, bei dem schon am 12. Dezember 2018 Feuer gelegt wurde. Als sie einen Feuerschein entdecken, rufen Sie die Feuerwehr. Anschließend verfolgen und stellen sie den Täter. Diesmal sind Papier und Kleidung in Brand gesteckt worden und das Feuer hat sich schnell auf trockene Sträucher ausgeweitet. Nur durch das zeitnahe Löschen durch die Feuerwehr, ist Schlimmeres verhindert worden. Bei dem Täter handelt es sich erneut um den bereits am 21. Dezember 2018 verhafteten Joachim S. Trotz wiederholter Brandstiftung lässt ihn die Polizei am nächsten Tag wieder laufen. In einer Verlautbarung der Polizei heißt es, sie prüfe, ob ein Zusammenhang zu anderen Brandstiftungen bestehe (sic!).
21. Oktober 2019, Frankfurt-Seckbach
Im Stadtteil Seckbach kommt es zwischen 23:30 Uhr und 23:45 Uhr zu mehreren Bränden. Die von Anwohner*innen gerufene Polizei stellt eine abgebrannte Hecke in einer Kleingartenanlage sowie zwei Mülltonnenbrände fest, bei denen durch Feuer die Fassade eines Hauses beschädigt wurde. Unmittelbar danach brannte in einem Hinterhof ein bereits stillgelegtes Fahrzeug vollständig aus. Im Zuge der Fahndungsmaßnahmen wird Joachim S. erneut verhaftet – in unmittelbarer Nähe zu seiner Wohnung. Die Polizei stellt Rauchgeruch und Anhalftungen von Ruß fest. Trotz der dritten Festnahme und laufender Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung kommt S. wieder auf freien Fuß.
8. Dezember 2019, Frankfurt-Seckbach
Joachim S. wird von der Polizei verhaftet und in U-Haft genommen. Mittlerweile wird er verdächtigt, allein zwischen September und Dezember 2019 mindestens 19 teils schwere Brandstiftungen begeangen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft habe er an diesem Sonntag versucht, eine Scheune anzuzünden. Kurz darauf habe er einen Sonnenschirm in unmittelbarer Nähe eines Wohnhauses in Brand gesteckt. Nur eine rechtzeitige Entdeckung konnte das Übergreifen des Feuers auf das Haus verhindern. Die staatsanwaltliche Anordnung der U-Haft erfolgt aufgrund von Wiederholungsgefahr. Warum die Staatsanwaltschaft diese nicht spätestens nach der zweiten Festnahme von Joachim S. am 26. Juni 2019 gesehen hatte, kann diese nicht erklären. Mit ihrer Untätigkeit trägt sie eine Mitverantwortung dafür, dass S. weiter Brände legen konnte.